Kräuterbuschen binden – lebendiges Brauchtum
Die bewusste Zuwendung zu jenen Kräutern, die uns ein ganzes Jahr lang Gesundheit schenken wollen, braucht Einstimmung und Raum. Ein Datum sozusagen. Warum also nicht die Tage um Mariä Himmelfahrt?
Die Kräutersegnung an Mariä Himmelfahrt geht auf ein Brauchtum zurück, das bereits lange vor dem Christentum von den Kelten und Germanen gepflegt wurde. Die Verbindung mit dem Marienfeiertag ist deshalb zustande gekommen, weil man heidnische Riten in die neue Religion integrierte und weil der hohe Frauentag das Fest „Lugnasad oder Lammas“ ersetzen sollte.
Kräutersegen
Es gibt viele Segenssprüche für Kräuter, sie sind seit der Antike üblich. Man hat sie bereits beim Sammeln oder Verarbeiten der Pflanzen gesprochen. Der ursprüngliche Hintergedanke dieser alten Sprüche, nach dem jede Pflanze eine „Gottheit“ hat, die dem Kraut erst die Heilkraft gibt, konnte nie ausgerottet werden. Man denke nur an die vielen Legenden, die sich um Heilpflanzen ranken: Einmal hat Petrus damit den Himmel aufgeschlossen (Schlüsselblume).
Die Kräuterweihe ist der Auftakt zum Sammeln heilender Kräuter für den harten Winter. Die botanische Zusammensetzung des Weihbüschels ist regional unterschiedlich, immer aber ist es wichtig, die Kräuter am Vorabend im richtigen Geist zu sammeln und sie womöglich außerhalb des Hauses aufzubewahren. Erst wenn sie geweiht sind, dürfen sie unter Dach.
Was kommt in den Kräuterstrauß?
In fast allen Regionen vertreten ist der Himmelsbrand (Königskerze), Hartheu (Johanniskraut), Rohrkolben und Marienbettstroh (gelbes Labkraut). Dazu kommen noch regional häufige Pflanzen. Meist sind dies die in den früheren Klostergärten vertretenen Kräuter, wie Rosmarin, Thymian, Salbei oder Alant, und die wichtigsten Getreidesorten sowie alle Ackerblumen.
Die enthaltenen Kräuter werden nach der Weihe getrocknet und dienen als Hausapotheke, die über den Winter hilft. Die kleinen Kräutersträußchen, die heute gebunden werden, eignen sich nach dem Trocknen aber eher zum Räuchern
Die Zahl
Das Kräuterbüschel muss aus einer bestimmten Anzahl von Pflanzen bestehen. Das waren früher 9 oder 99. Seit vielen Jahren bindet man Kräutersträuße auch aus 7 Pflanzen, das ist christlichen Ursprungs und geht auf die heilige 7 zurück. Wer allerdings 9 verschiedene Pflanzen findet, sollte auch 9 in seinen Kräuterstrauß einbinden. 9 ist die Zahl der Vegetation.
Pflanze gegen böse Träume und Geister, Heilpflanze bei Husten und schlecht heilenden Wunden
Beifuß (Artemisia vulgaris)
Pflanze der Verbindung in die Anderswelt und zur
Teufelsaustreibung, Heilpflanze bei allen Frauenproblemen
Schafgarbe (Achillea millefolium)
Pflanze der Liebes- und Schutzrituale, Heil aller Schäden, altes
Frauenheilkraut von der Jugend bis ins hohe Alter
Frauenmantel (Alchemilla mollis)
Pflanze der weiblichen Gottheit und der Gemeinschaft aller Frauen, Heilkraut der Geburt und der Wechseljahre
Johanniskraut (Hypericum perforatum)
Pflanze der Sonne, Kraut der Nerven und des traurigen
Gemütes, äußerlich eine der besten Wundheilpflanzen
Mädesüß (Filipendula ulmaria)
Wichtige magische Schutzpflanze der Kelten, kann alles, was
auch Aspirin kann: Schmerzen stillen, Fieber senken,
Immunsystem stärken
Engelwurz (Angelica achangelica)
Pflanze des Schutzes gegen alles Böse und gegen Ansteckung, wichtiges Magenmittel und Heilpflanze für den gesamten Verdauungstrakt
Wegwarte (Cichorium intybus)
Pflanze der Seelenheilung und der Treue, Heilkraut gegen
Milzleiden, für Leberschäden und Gallenstau
Haselnuss (Corylus avelana)
Pflanze des Schutzes für Leib, Leben und das Haus,
Fruchtbarkeitssymbol der Germanen und Wegweiser zu
verborgenen Schätzen, Heilpflanze für die Stärkung aller
Lebensgeister